Foraminiferen

Materialbeschaffung

Als Anfänger sollte man sich zunächst mit rezenten Arten beschäftigen. Da Foraminiferen ausschließlich im Salzwasser leben, gewöhnlich auf oder im Boden, beschafft man sich die Proben am Meeresstrand: Man findet die Gehäuse im Sand des "Hochwasserstreifens" angereichert, also in demjenigen Bereich des Strandes, der reichlich von Treibgut und vertrocknetem Tang bedeckt ist. Zur Probeentnahme werden ca. 100 Gramm der oberen Sandschicht mit einem Löffel, besser mit einer kleinen Kelle, bis zu einer Tiefe von maximal 1 cm abgetragen und in eine Plastiktüte gegeben. Ist die Probe trocken, kann sie sofort ausgelesen werden. Ist die Probe feucht, muß sie später zunächst sehr gründlich mit Leitungswasser, zuletzt mit destilliertem Wasser ausgewaschen werden. Feuchte Proben dürfen auf keinen Fall eintrocknen, da das auskristallisierende Salz die Gehäuse zerstört.

Fossile Arten findet man in Norddeutschland zum einen in tertiären Tonen, zum anderen in Kreideformationen, allerdings enthalten lange nicht alle tertiären Tone Foraminiferen - hier muß man sich von einem Fachmann die entsprechenden Fundstellen zeigen lassen.

Tertiäre Tone werden zunächst in kleine Stücke von ca. 1 cm Kantenlänge zerbrochen, dann übergießt man die Probe mit 12 %-igem Wasserstoffperoxid (u.U. starkes Schäumen, also großes Glas verwenden!). Das eindringende Peroxid wird vorwiegend im Inneren der kleinen Brocken in Wasser und Sauerstoff gespalten und die Gasbläschen drücken die Probe schonend auseinander. Ist die Probe zu Brei zerfallen, schlämmt man die feinen Tonpartikel ab, wäscht mehrfach mit Leitungswasser, dann mit destilliertem Wasser und läßt auf Zeitungspapier trocknen. Professioneller ist es, die Probe durch einen Satz Siebe zu spülen (Maschenweite 2 mm bis 0,05 mm), aber derartige Siebsätze sind teuer.

Kreide wird ebenfalls in kleine Stückchen zerbrochen, dann übergießt man mit wasserfreier (!) Essigsäure ("Eisessig"), der man ca. 10 Gramm wasserfreies (!) Kupfersulfat pro 100 ml zusetzt, um das auf chemischen Wege gebildete Wasser zu binden. Eisessig löst die Matrix der Kreide auf, ohne die ebenfalls säureempfindlichen Foraminiferengehäuse anzugreifen. Ist die Probe zerfallen, gießt man die Essigsäure ab und wäscht rasch (!) so oft mit Leitungswasser, bis dieses keine saure Reaktion mehr zeigt (pH-Papier!). Man schlämmt, wie oben, feine Partikel ab, wäscht den Bodensatz mit destilliertem Wasser und läßt auf Zeitungspapier trocknen. Auch hier erleichtert ein Satz Siebe die Arbeit.

Auslesen und Untersuchung der Probe

Die Beschäftigung mit Foraminiferen ist nicht teuer! Man benötigt eine einfache Binokularlupe mit Beleuchtungseinrichtung, einige Petrischalen und einen sehr feinen und spitzen Marderhaarpinsel (keinen "Tuschebesen"!), ferner etwa 100 "Plummerzellen" zum Aufbewahren des ausgelesenen Materiales.

Man bedeckt den Boden einer Petrischale sehr locker mit einem kleinen Teil der Probe, stellt diese auf eine dunkle Unterlage und liest die interessierenden Objekte unter dem Bino aus, indem man sie mit der feuchten Pinselspitze berührt und in eine Plummerzelle überführt. Bequemer ist die Verwendung einer Ausleseschale, da die Felderung das quantitative Auslesen sehr erleichtert. Noch schneller geht es mit einer gelochten Ausleseschale: Man bastelt sich einen kleinen Rahmen, in den eine Plummerzelle genau hineinpaßt, dann stellt man die Ausleseschale mit dem ersten Loch über die Zelle und schiebt alle Foraminiferen mit einer feinen Präpariernadel über die Öffnung, so daß sie in die Zelle fallen; dann verschiebt man die Schale und sucht das nächste Feld aus.

Da eine Probe stets neben Foraminiferen auch zahlreiche andere Organismenreste enthält (kleine Schnecken, kleine Muscheln, Panzerteile von Stachelhäutern, Korallenreste, Hautzähne von Haien und vieles andere mehr), liest man als Anfänger zunächst alles aus; dann füllt man die Petrischale erneut und liest nun ausschließlich Foraminiferen aus. Kommen einige Formen sehr häufig vor, legt man sich zuätzlich Plummerzellen an, die nur eine Art enthalten. Alle Zellen werden mit Datum und Fundort versehen, der größte Teil der Probe wird in einem großen Probenglas für spätere Untersuchungen aufbewahrt.

Wie erkennt man Foraminiferen?

Foraminiferen besitzen stets eine innere Kammerung, die man bei durchsichtigen Formen leicht erkennen kann. Undurchsichtige Formen tränkt man mit Rizinusöl, wodurch sie oft durchscheinend werden. Viele Foraminiferengehäuse sehen kleinen Schneckenhäusern zum Verwechseln ähnlich ( Abb.1 , Abb.2 ), den Unterschied erkennt man jedoch an der Öffnung: Schneckenhäuser besitzen eine große Öffnung, während Foraminiferen niemals eine große Öffnung besitzen - der "Gehäuseeingang" ist entweder klein ( Abb.3 , Abb.4 ) oder er besitzt lediglich einige Poren oder Schlitze, durch die das Plasma des Einzellers austreten kann. Foraminiferen, die ihr Gehäuse aus Fremdkörpern aufbauen, sind für einen Anfänger oft nicht als solche zu erkennen - hier hilft nur Erfahrung.

Wie arbeitet man weiter?

Als Anfänger sollte man nicht gleich versuchen, die gefundenen Formen zu bestimmen! Viel besser ist es, erst einmal eine Sammlung von Plummerzellen anzulegen und sich am Formenreichtum der Objekte zu erfreuen. Später tritt man einer Arbeitsgruppe für Geologie bei, im norddeutschen Raum kommt auch eine Arbeitsgruppe für Geschiebekunde infrage, ferner sei auf die Arbeitsgruppe Mikropaläontologie des Naturwissenschaftlichen Vereins in Hamburg verwiesen. Eine gut Einführung wurde von GÖKE (1994) erstellt, die Sie als pdf-File (3,5 MB) herunterladen können.

Früher oder später wird man sich dann auch eine leistungsfähigere Binokularlupe anschaffen; hierbei ist nicht nur auf die optische Qualität des Gerätes zu achten, sondern auch auf ein gutes "ergonomisches Design", so daß ein ermüdungsfreies Arbeiten möglich ist. Sehr zu empfehlen ist ein (teurer) Trinokulareinblick, so daß stets eine Digitalkamera zur Hand ist.

Und hier noch ein Tip: Besonders schöne Auflichtbilder von Foraminiferen erhält man mit einem Dunkelfeld-Auflichtmikroskop. Derartige Geräte sind sehr teuer - vielleicht ist es jedoch möglich, über ein geologisches Institut Zugang zu einem solchen Gerät zu erlangen.

Abschließend noch eine Bemerkung zu den REM-Bildern von Foraminiferen, die wir auf dieser Website zeigen: Zur Untersuchung von Foraminiferen ist keineswegs ein Rasterelektronenmikroskop erforderlich, es ist sogar von Nachteil, da es ein reines Auflichtbild liefert und man zudem die aufgeklebten Objekte nicht mehr in beliebige Richtungen bewegen kann (sehr wichtig für die Bestimmung!). Die visuelle Untersuchung unter einer Binokularlupe ist nicht nur günstiger, sie liefert auch genau so schöne Bilder! Lediglich bei der fotografischen Darstellung ist das REM wegen seiner außerordentlichen Tiefenschärfe und der Möglichkeit der digitalen Nachkontrastierung sehr günstig.

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